Bayerns größtes Wasserrad
Am Beginn des Wanderweges durch die Gießenbachklamm steht seit 1997 Bayerns größtes Wasserrad. Sebastian Bleier, begeisterter Anhänger der Wasserkraft, baute das „oberschächtige Wasserrad“. Es wird so genannt, weil das Wasser oberhalb des Rad-Scheitelpunktes in die Schaufeln strömt und so das 11,8 Tonnen schwere Rad mit 4 Umdrehungen pro Minute antreibt. Die angeschlossene Turbine mit einer Jahresleitung von 110.000 Kilowattstunden deckt den Eigenbedarf der Familie, der Rest fließt in das öffentliche Stromnetz und reicht für weitere ca. 35 Haushalte.
Geschichte & Geschichten
Erst Mühle, dann Sägewerk und heute Wasserkraftwerk: Auf dem Areal rund um das Bleier-Sag-Wasserrad wird bereits seit dem 15. Jahrhundert die Wasserkraft als Energielieferant genutzt. 1857 errichtet Andreas Bleier hier die erste Zementmühle Kiefersfeldens. Ein Mühlstein neben der Straße vor dem Haus (Foto) erinnert daran. Als Rohstoff dient Kalkmergel, der anfangs über einen 150 Meter langen Stollen aus dem Berg nahe dem Haus gefördert, gemahlen und im eigenen Brennofen gebrannt wird. Das fertige Produkt lieferte Bleier in Fässern bis nach München und Wien. Die hohe Qualität belegt eine Urkunde vom Eisenbahn-Bau in Rosenheim.
Weitere Öfen und Mühlen entstanden am Kieferbach. 1922 baute „Portland-Cement“ das Zementwerk „Am Neugrund“ in Kiefersfelden. Es stellte 2003 den Betrieb ein.
Eine Pferde-Roll-Bahn und später die „Wachtl-Bahn“, deren Gleise heute noch liegen, dienten zum Transport der Rohstoffe. Aber das ist eine andere, eigene Geschichte.
Das größte Wasserrad der Welt steht auf der britischen Insel „Isle of Man“. Es hat 22 Meter Durchmesser und heißt „Lady Isabella“. Als „kleine Schwester“ (7 Meter Durchmesser) sah Sebastian Bleier sein Rad und taufte es „Miss Sophie“ – in Anlehnung an die alte Dame im Silvester-Sketch „Diner for one“. Der Graveur aber schrieb irrtümlich „Miss Soffi“. Und weil das Schild nun einmal fertig war, blieb es dabei.