Ein Wildbach – mal gezähmt, mal reißend
Vom Rathaus aus erreichen Sie nach wenigen Schritten den Kieferbach. Biegen Sie nach rechts ab und folgen Sie ihm bis zur Mündung in den Inn vor der Kulisse des Kaisergebirges. Der Kieferbach bildet gemeinsam mit dem Gießenbach und den Kiefersfeldener Mühlenbächen ein zusammenhängendes Wasser-System. Es ist seit Jahrhunderten und auch heute noch das Rückgrat für die ökologische Energieerzeugung.
Je nach Wasserzufuhr aus den Bergen präsentiert sich der Kieferbach auch hier kurz vor der Mündung täglich anders. Meist plätschert er leise über die Gumpen (Stromschnellen). Bei starkem Regen und während der Schneeschmelze kann er sich aber innerhalb kürzester Zeit in einen reißenden Fluss verwandeln. Es ist eben ein echter Wildbach, wenngleich über weite Strecken „gezähmt“.
Der Kieferbach entspringt auf 1550 Meter Höhe in Tirol. Er ist 14 Kilometer lang und fällt bis zur Mündung in den Inn um 1072 Höhenmeter. Dabei wechselt er mehrfach seinen Namen- erst Ache oder Klausbach, dann Thierseer Ache, danach Klausenbach. In der Nähe von „Wachtl“ kommt er in Bayern an, ab der Gießenbach-Einmündung beim großen Wasserrad des Kraftwerks „Bleiersag“ heißt er Kieferbach.
Der Gießenbach entspringt in Bayern nördlich des Kleinen Unterberg auf 1400 Metern Höhe. Er ist neun Kilometer lang und windet sich mit einen Höhenunterschied von 870 Metern bis zur Mündung in den Kieferbach. Besonders spektakulär ist die von ihm gegrabene bis zu 60 Meter tiefe Gießenbach-Klamm.
Noch heute treibt das Wasser von Kieferbach und Gießenbach 5 Kraftwerke an – das älteste seit 1910, das jüngste seit 2019. Sie stehen an den Stationen:
17 Kraftwerk am Wasserrad Bleier-Sag
09 Kraftwerk Eggersäge
07 Kraftwerk am Bergwirtwehr
Vom Bergwirtwehr führte seit 1696 ein Werkskanal (blau gepunktete Linie) zur ehemaligen Industriefläche (rot schraffiert) und weiter zum Inn. Sein Wasser trieb Maschinen und Generatoren an.